Die Allianz hat eine digitale Lebensversicherung gestartet, und zwar „Fourmore“. Klingt seltsam. Ein wenig wie der frühere Schlecker-Slogan: For you, vor Ort. Was bietet die Versicherung, wie lässt sich das Angebot bewerten, was ist die Kritik?
Details sind auf der Internetseite www.fourmore.de ersichtlich. Den Angaben zufolge fließt das Anlagegeld in ein Portfolio mit höheren Risiken und Chancen als bei konventionellen Rentenversicherungen. Im Musterfall eines 32-Jährigen beträgt der Anteil von festverzinslichen Papieren, also beispielsweise Staats- und Unternehmensanleihen, rund 60 Prozent, und der Aktienanteil 36 Prozent.
Garantie des eingezahlten Geldes ab dem 67. Geburtstag
Bei „Fourmore” ist jede einzelne Einzahlung zum 67. Geburtstag des Kunden als Stichtag garantiert. Bei einem „hohen Wachstum“ werde das Garantiekapital erhöht. Konventionelle Policen bieten hier einen jährlichen Garantiezins von 0,9 Prozent vor Kosten plus eine Überschussbeteiligung in unbestimmter Höhe.
4 Prozent Abschlusskosten pro Einzahlung in Fourmore
Es sind einmalige oder regelmäßige monatliche Einzahlungen möglich. Der Mindestbetrag für jede einzelne Einzahlung liegt bei 25 Euro. Kunden können sich kostenlos Geld auszahlen lassen, und jeden entnommenen Euro kostenlos wieder einzahlen. Als Abschlussprovision werden einmalig vier Prozent pro Einzahlung einbehalten. Zudem werden pro Jahr 0,8 Prozent der „Zukunftsvorsorge“ – gemeint ist offensichtlich das dahinterliegende Kundenguthaben – abgezogen, außerdem aktuell 0,18 Prozent pro Jahr für das Management der Kapitalanlage.
Finanzexperte Andreas Kunze in einer ersten Bewertung:
Fourmore soll eine Rentenversicherung sein, sagt Börse Online. Welche Rentenzahlungen man erwarten kann, ist aber nicht ersichtlich. Ohne festgelegte Rentenwerte bei Vertragsbeginn hat das Angebot mit einer privaten Rentenversicherung aber wenig zu tun. Es entspricht dann eher einem Fondssparplan, bei dem das Geld ebenfalls jederzeit beliebig entnommen werden und später in eine beliebige Rentenversicherung eingezahlt werden kann.
Insgesamt wirkt Fourmore eher wie ein Fondssparplan mit einem gemischten Fonds. Dafür sind die regelmäßigen Abschlusskosten von 4 Prozent aber sehr hoch, auch die laufenden Verwaltungskosten. Wozu überhaupt Abschlusskosten bei einer Versicherung, die rein online abgeschlossen wird und keine persönliche Beratung bietet?
Gute Fonds gibt es auch ganz ohne Abschlusskosten und mit geringeren laufenden Kosten. Da kommt viel mehr bei raus. Die Garantie des eingezahlten Geldes mit 67 ist für mich der typische Garantie-Bluff von Lebensversicherungen. Wer 30 Jahre einzahlt und dann nur sein eingezahltes Geld herausbekommt, als Einmalzahlung, der hat nichts gewonnen – sondern bei einer durchschnittlichen Inflation von 2 Prozent fast die Hälfte des Geldes bis dahin verloren.
Soweit meine erste Bewertung anhand der online verfügbaren Infos. For more Information about Fourmore lesen Sie demnächst wieder hier, denn mit weiteren Informationen der Allianz und anderen Meinungen und Erfahrungen wird diese Bewertung von Fourmore fortlaufend ergänzt.
Foure more – das schreiben die anderen Medien:
Versicherungsjournal
- Bei vorzeitigen Entnahmen gilt die Garantie nicht; dann wird maximal der erreichte Stand des Deckungskapitals ausgezahlt.
- Im Alter von 67 Jahren müssen sich die Versicherungsnehmer zwischen Kapitalabfindung und Rente entscheiden.
- Weniger transparent geht die Allianz mit den Versicherungs-Bedingungen um. Sie sind erst während der Antragstellung nach der Eingabe und Verifizierung persönlicher Daten abrufbar.
Süddeutsche
- Die Allianz will in der Lebensversicherung zunehmend junge Kunden anlocken und erfindet ein neues Produkt, das digital, flexibler und hipper sein soll.
- In vielem ähnelt das Ganze einem Sparkonto. Ein ähnlich flexibles Angebot hat die Berliner Ideal 2015 auf den Markt gebracht.
Manager-Magazin
- Es gibt viele Möglichkeiten, sich das Geld auszahlen zu lassen: als Rente, als Zeitrente, in einem Schlag oder auch zwischendrin.
- Der Versuch, über die Hotline zumindest mal Versicherungsbedingungen anfordern zu können, ist kläglich gescheitert.
- Für den Kunden fühlt sich das so an, als würden nur 60 Prozent von dem, was er einzahlt, tatsächlich der vollen Verzinsung unterworfen. Die Kosten sind also sehr, sehr hoch.
Mit dem Produkt sollen ja jüngere Kunden angesprochen werden. Da frage ich mich warum jemand in jüngeren Jahren so einen Mist abschließen sollte. 1.) Das Produkt ist viel zu teuer. 2.) Es wird mit 60% ein viel zu hoher Anleihenanteil gewählt, um langfristig eine auskömmliche Rendite zu erwirtschaften. Aber wahrscheinlich liegt die hohe Anleihenquote an der Kapitalgarantie. 3.) Wer bitte benötigt bei einem langfristigen Anlagehorizont eine Kapitalgarantie? Das ist doch Blödsinn, der letztendlich eine Menge Rendite und damit Geld kostet.
Warum verzichtet man nicht auf so etwas und legt sein Geld einfach per Sparplan in ETF oder aktiv gemanagde Fonds an? Renditetechnisch dürfte man damit so ziemlich jede fondsgebundene Rentenversicherung schlagen. Ach ja, dann ist man ja dem Langlebigkeitsrisiko ausgesetzt ( auch so eine Erfindung der Versicherer um den Kunden zu verunsichern und ihn in die Arme eines Versicherungskonzern zu treiben). Es könnte ja sein das man 100 wird und einem das Geld ausgeht….