Baufinanzierung: Sollzins und Effektivzins unterscheiden

Eigentlich soll der “Effektivzins” den Bankkunden helfen, schnell und einfach Angebote einer Baufinanzierung vergleichen zu können. Anders als beim “Nominalzins” bzw. “Sollzins” müssen weitere Kosten wie z.B. Bearbeitungsgebühren in den Effektivzins eingerechnet werde. Der Effektivzins wurde deshalb früher auch als der “wahre Zins” bezeichnet. So war das früher jedenfalls. Aber mittlerweile kann der als Verbraucherschutz gedachte Effektivzins zur Mogelnummer werden.

Schuld daran ist die geänderte Preisangabenverordnung. Sie schreibt den Kreditinstituten vor, den Effektivzins nicht mehr für die Dauer der Zinsbindung, sondern für die gesamte Laufzeit des Darlehens zu berechnen. Damit wurde eine EU-Richtlinie umgesetzt, die europaweit eine einheitliche Effektivzinsberechnung festlegt.

Variable Zinsen als Anschlussfinanzierung

Entscheidend ist nun, welchen Zins das Kreditinstitut für die Zeit zum Beispiel nach den ersten 10 oder 15 Jahren zu Grunde legt. Einige Anbieter verwenden den aktuellen Satz für variable Zinsen. Dadurch ergibt sich ein äußerst günstig wirkender Effektivzins, der teilweise sogar unter dem Sollzins liegt. Was die Kreditinstitute tun, ist absolut legal – jedenfalls dann, wenn laut ihren Kreditverträgen nach Ablauf der Zinsbindung automatisch auf variable Zinsen umgestellt wird (falls bis dahin keine andere Vereinbarung getroffen wurde). Da die variablen Zinsen in 10 oder 15 Jahren nicht bekannt sind, können die aktuellen Werte verwendet werden.

Anders sieht es aus, wenn laut Kreditvertrag die Restschuld nach Ende der Zinsbindung fällig wird, falls keine neue Vereinbarung getroffen wurde. In so einem Fall errechnet das Kreditinstitut zwar ebenfalls für die gesamte (theoretische) Laufzeit bis zur Gesamttilgung den Effektivzins – dieser ist aber identisch mit dem Effektivzins für die erste Zinsbindung. Wie kann Bankkunde verhindern, auf einen geschönten Effektivzins reinzufallen? Indem er die Restschuld am Ende der Zinsbindungsdauer vergleicht. Je geringer die Restschuld, desto günstiger ist der Kredit.

 

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