Niedrige Zinsen fürs Baugeld, steigende Nettoeinkommen und noch moderate Preise machen den Immobilienkauf für viele Interessenten attraktiv, meint jedenfalls die Deutsche Bank. Wichtig sei dabei ein langfristig tragfähiges Finanzierungskonzept. Eva Grunwald, Leiterin Baufinanzierung bei der Deutschen Bank, gibt aus ihrer Sicht zehn Tipps für den Immobilienkauf und die Immobilienfinanzierung. Die Checkliste:
Günstiges Zinsniveau für Immobilienkauf nutzen
Nie konnten Immobilien günstiger finanziert werden als heute: Nach Berechnungen der Deutschen Bank kosten Darlehen mit zehnjähriger Sollzinsbindung im Schnitt unter 3 Prozent im Jahr. Die langfristigen Hypothekenzinsen orientieren sich unter anderem am EZB-Leitzins und der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. Beide sind aktuell sehr niedrig – Baugeld sollte damit günstig bleiben.
Eigenkapitalquote nicht vernachlässigen
Niedrige Sollzinsen sollten nicht dazu verleiten, unnötige Risiken einzugehen. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote beträgt inzwischen oft deutlich unter 20 Prozent – mehr als vier Fünftel der Kosten müssen also finanziert werden. Eine niedrige Eigenkapitalquote bedeutet tendenziell höhere Risiken für die Zukunft. Insbesondere Eigenheimkäufern empfiehlt die Deutsche Bank daher weiterhin eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent.
Lange Sollzinsbindung wählen
Mit lang laufenden Krediten können Käufer das aktuelle Zinsniveau für lange Zeit festschreiben. Steigen die Zinsen, spart eine lange Sollzinsbindung viel Geld. Fallen die Zinsen, lassen sich bestehende Finanzierungen nach zehn Jahren kündigen. Lang laufende Darlehen lohnen sich für sicherheitsorientierte Käufer mit regelmäßigem Einkommen, die ihre Immobilienfinanzierung langfristig und mit festen Kreditraten kalkulieren wollen.
Frühzeitig Anschlussfinanzierung sichern
Kunden, deren Sollzinsbindung ausläuft, sollten frühzeitig über die Anschlussfinanzierung nachdenken und dabei auch prüfen, ob sich ein Anbieterwechsel lohnt. Viele Hausbesitzer vereinbaren eine Anschlussfinanzierung beim bestehenden Darlehensgeber und verschenken damit bares Geld. Bei einem Wechsel können oft deutlich bessere Konditionen erzielt werden – mit einem Forward-Darlehen sogar bis zu vier Jahre im Voraus.
Auf die Mietrendite beim Immobilienkauf achten
Deutsche Wohnimmobilien gelten als „sicherer Hafen” für Anleger, und das aus guten Gründen. Ihr Wert entwickelt sich weitgehend unabhängig von den Kapitalmärkten und als Sachwert bieten sie langfristigen Schutz vor Inflation. Die durchschnittlichen Mietrenditen halten sich über 4 Prozent, so Berechnungen der Deutschen Bank. Vor allem in Top-Lagen steigen die Preise aber schneller als die Mieten. Kapitalanleger sollten deshalb genau prüfen, ob sich ein Objekt tatsächlich rechnet.
Nebenlagen berücksichtigen
Aktuell investieren viele Kapitalanleger bevorzugt in Ballungsräumen wie München, Hamburg oder Berlin – und dort vor allem in Top-Lagen. Doch nicht überall rechtfertigen die Mietzuwächse den aktuellen Preis. Alternativen können beispielsweise Nebenlagen in Wachstumsregionen, Universitätsstädte oder einige ostdeutsche Städte wie Leipzig, Dresden oder Potsdam sein.
Staatliche Förderung nutzen
Ob beim Bau eines energieeffizienten Hauses oder bei der energetischen Sanierung eines Altbaus – der Staat baut mit. Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen der KfW können über die Hausbank abgeschlossen werden. Interessant für Eigenheimerwerber ist auch der „Wohn-Riester”. Das Geld, das Bauherren auf einen Riester-Vertrag angespart haben, können sie als Eigenkapital einsetzen. Für die Tilgung des Darlehens erhalten sie die gleichen Zulagen und Steuervorteile wie bei einem Riester-Sparvertrag.
Schon heute altersgerecht umbauen
Aktuelle Sanierungsvorhaben sollten so geplant werden, dass die Immobilie altersgerecht und barrierefrei wird. Zur Finanzierung eignet sich dabei eine neue Art von Modernisierungsdarlehen – eine Kombination aus Vorfinanzierung und Bausparvertrag. Diese Darlehen decken gerade mittlere Investitionssummen zwischen 10.000 und 30.000 Euro ab, lassen sich unkompliziert beantragen und erfordern keine Grundbuchabsicherung.
Immobilienkauf ohne konkretes Objekt planen
Wer grundsätzliche Finanzierungsfragen erst klärt, wenn die Wunschimmobilie schon gefunden ist, läuft Gefahr, überstürzt zu handeln und Wesentliches zu übersehen. Ein fertiges Finanzierungskonzept erhöht dagegen die Erfolgschancen beim Kauf. Die Bank kann ein tragfähiges Finanzierungskonzept auch ohne Details zur Immobilie erstellen.
Selbstständige: Unterlagen gut vorbereiten
Selbstständige kommen oft schwerer an eine Baufinanzierung – doch gut aufbereitete Unterlagen erhöhen die Chancen auf ein Darlehen mit marktgerechten Konditionen. Dazu zählen eine realistische Finanzplanung sowie aussagekräftige Bilanzen der vergangenen drei Jahre. Zudem sollten Selbstständige Szenarien für ihre künftige Geschäftsentwicklung entwerfen, um die richtige Sollzinsbindung und Tilgungshöhe wählen zu können.
Ich gebe dem Autor vollkommen Recht! Selbstständige machen sehr häufig den Fehler, dass Sie die Unterlagen falsch aufbereiten!
@Karsten: Ja, gutes Argument.
Zu bedenken ist auch, dass bei interessanten Immobilien, die man ja gern haben möchte, in der Regel in größeren Städten und guten Lage noch weitere Kaufinteressenten parat stehen – wenn man erst dann die Finanzierung regelt, wird der Verkäufer der Immobilie vielleicht nicht auf einen warten…
@ Karsten
Vollkommen richtig! Oftmals bleibt den Interessenten nichts anderes übrig als bei der eigenen Hausbank zu finanzieren, welche den Kunden dann natürlich am besten kennt!