Günstiger und individueller bauen, harmonischer mit den Nachbarn zusammen leben: So werden die wesentlichen Vorteile einer Baugemeinschaft als Alternative zum Kauf beim Bauträger beschrieben. Was ist dran an dieser Idee, worauf ist zu achten?
Der Kauf einer Eigentumswohnung läuft normalerweise über einen Bauträger. Das Unternehmen baut neue Häuser oder saniert alte Häuser und verkauft später die einzelnen Wohnungen. Die neuen Eigentümer bilden dann eine Wohneigentumsgemeinschaft (WEG). Die Idee einer Baugemeinschaft besteht darin, die Arbeit eines Bauträgers weitgehend in die eigenen Hände zu nehmen, also insbesondere die Planung und (Vor-)Finanzierung eines Objektes, wobei Fachleute wie Architekten hinzugezogen werden. Die Vorteile beschreiben Befürworter von Baugemeinschaften wie folgt.
Die Vorteile von Baugemeinschaften
- Besseres Zusammenleben: Werden Wohnungen vom Bauträger gekauft, entstehen Wohneigentumsgemeinschaften mehr oder weniger nach dem Zufallsprinzip. Die künftigen Nachbarn (und Miteigentümer) kommen sozusagen blind zu einander. Sie können sich zusammenraufen und gut verstehen – mitunter aber gibt es völlig zerstrittene WEGs. Bei einer Baugemeinschaft kennen sich die Investoren von Beginn an, finden teilweise gezielt zu einander. So könnten zum Bespiel drei befreundete Familien auf diesem Wege ein Mehrfamilienhaus sanieren und später aufteilen.
- Individuellere Planung: Anders als beim Bauträger können die künftigen Eigentümer viel mehr ihre persönlichen Wünsche einfließen lassen, wenn sie selber mit dem Architekten an der Planung beteiligt sind. Beim Kauf vom Bauträger lassen sich vielleicht noch die Teppichböden selbst bestimmen – bei der eigenen Planung in der Baugemeinschaft kann zum Beispiel der Wohnungsschnitt selbst bestimmt werden. Meinungsverschiedenheiten aber können die gemeinsame Planung auch zu einer zeitraubenden und nervenden Prozedur werden lassen.
- Erhebliche Kostenersparnis: Beim Erwerb über eine Baugemeinschaft sollen die Kosten 20 bis 25 Prozent geringer sein. Die Ersparnis beträgt also einige Zehntausend Euro. Dafür gibt es mehrere Gründe: Wird zum Beispiel zunächst nur das Grundstück gekauft, so muss auch nur dafür Grundsteuer gezahlt werden – beim Kauf vom Bauträger fällt Grundsteuer auch für die eigentliche Immobilie an, weil es ein einheitlicher Preis ist. Entscheidend aber ist, dass die Marge des Bauträgers entfällt. Ein Bauträger hat zum Beispiel erhebliche Kosten für den Vertrieb. Bei einer Baugemeinschaft entfällt dieser Posten, denn die späteren Eigentümer stehen bereits fest.
Eine Baugemeinschaft bringt aber auch Nachteile
Bei all diesen möglichen Vorteilen dürfen die Nachteile und Risiken nicht übersehen werden. Während man beim Bauträger zum Festpreis kauft, kann das eigene Projekt teurer werden als ursprünglich gedacht. Vor allem aber: Es bedarf präziser Verträge, um die Haftung untereinander zu begrenzen oder möglichst auszuschließen. Grundsätzlich haftet in so einer Gemeinschaft jeder für jeden („gesamtschuldnerisch“). Geklärt werden muss zum Beispiel, was passiert, wenn einer der Baupartner nicht mehr zahlen kann oder will. Zudem reagieren Banken mitunter zurückhaltend, wenn sie um Kredite für Selbsthilfeprojekte angefragt werden – schlechtere Konditionen können andere Ersparnisse wieder aufzehren.
Interessenten stehen aber nicht mehr alleine da. In immer mehr Städten helfen kommunale Lotsen, etwa bei der Grundstücksuche oder bei der Wahl eines Baubetreuers, der sich zum Beispiel um Zahlungspläne, Finanzierungen oder Versicherungen kümmert. Beispielhaft sei erwähnt die „Agentur für Baugemeinschaften“ in Hamburg. „Durchschnittlich werden 15 Prozent aller baureifen Grundstücke für Baugemeinschaften reserviert“, heißt es dort. „Bei mehreren Baugemeinschaftsbewerbungen haben Gruppen mit einem hohen Anteil junger Familien Vorrang.“
Mein Finanztip: Bei der Gründung einer Baugemeinschaft sollten Sie einen Anwalt einschalten, der sich damit auskennt. Außerdem sollte möglichst Schutz über eine Rechtsschutzversicherung bestehen.