In Deutschland wächst die Zahl der E-Bikes stetig. Mehr als 11 Millionen Elektrofahrräder rollen bereits über die Straßen. Gleichzeitig nehmen Akkubrände zu. Ein aktuelles Beispiel zeigt die Gefahr: In Berlin-Fennpfuhl ging nachts eine Wohnung im 13. Stock eines Studentenwohnheims in Flammen auf. 62 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Ursache war ein defekter E-Bike-Akku, der beim Laden Feuer fing.
Warum Akkus brennen können
E-Bike-Akkus können aus mehreren Gründen Feuer fangen. Besonders gefährlich sind mechanische Beschädigungen der Separatorschicht im Inneren des Akkus. Diese extrem dünne Schicht trennt die Kathoden- und Anodenschichten voneinander. Wird sie durch Stürze oder starke Erschütterungen beschädigt, können Kurzschlüsse entstehen.
Auch Produktionsfehler wie mangelhafte Schweißpunkte oder fehlerhafte Isolierungen bergen Brandgefahr. Besonders riskant ist das Wiederaufladen tiefentladener Akkus: Durch chemische Prozesse können sich spitze Lithium-Ablagerungen bilden, die einen Kurzschluss verursachen. Ein Akku hält etwa 500 bis 700 Ladezyklen oder drei bis fünf Jahre. Dann wächst die Brandgefahr erheblich.
Versicherungsschutz bei Akkubrand
Brennt ein Akku in der Wohnung, treten verschiedene Versicherungen in Kraft:
- Die Hausratversicherung deckt Schäden am E-Bike und beweglichen Gegenständen – vorausgesetzt, Fahrräder sind ausdrücklich versichert. Viele Standardpolicen decken E-Bikes nur bis zu einem bestimmten Wert ab.
- Die Wohngebäudeversicherung des Eigentümers kommt für Schäden an der Bausubstanz auf, also an Wänden, Decken oder fest installierten Elementen.
- Komplizierter wird es bei Bränden in fremden Räumlichkeiten: Hier ist die private Haftpflichtversicherung der wichtigste Schutz.
Sie übernimmt Schäden an fremdem Eigentum, sofern keine vorsätzliche Handlung vorliegt. Das Landgericht Lübeck entschied 2023, dass unbeaufsichtigtes Laden in gemieteten Geschäftsräumen als Betriebshandlung gilt. Bei schnellen S-Pedelecs mit Versicherungskennzeichen springt zusätzlich die Teilkaskoversicherung ein.
Wer haftet im Brandfall?
Das Produkthaftungsgesetz verpflichtet Hersteller, zehn Jahre lang für Schäden durch fehlerhafte Akkus einzustehen. Voraussetzung ist der Nachweis eines Produktmangels durch Sachverständigengutachten oder Brandursachenanalysen. Bei grober Fahrlässigkeit, etwa Laden entgegen Herstellervorgaben oder mit ungeeigneten Ladegeräten, können Versicherer ihre Leistungen kürzen oder verweigern (aber nicht die Haftpflichtversicherung). Deshalb ist eine lückenlose Dokumentation mit Kaufbelegen und Wartungsnachweisen wichtig.
So minimieren Sie das Brandrisiko
Die Feuerwehr gibt klare Empfehlungen zur Risikominimierung:
- Laden Sie Akkus niemals unbeaufsichtigt oder über Nacht.
- Nutzen Sie eine feuerfeste Unterlage und halten Sie ausreichend Abstand zu brennbaren Materialien.
- Verwenden Sie ausschließlich Original-Ladegeräte des Herstellers.
- Nach Stürzen oder bei sichtbaren Beschädigungen sollten Sie den Akku vom Fachhändler prüfen lassen. Experten empfehlen zudem, Akkus in speziellen feuerfesten Boxen oder Schränken zu laden.
Was tun, wenn der Akku brennt?
Im Brandfall gilt: Sofort die Feuerwehr unter 112 alarmieren. Unternehmen Sie keine eigenen Löschversuche, da sich brennende Akkus auch nach dem Löschen wieder entzünden können. Wenn möglich und gefahrlos durchführbar, bringen Sie den Akku ins Freie. Verlassen Sie wegen der giftigen Gase umgehend den Raum und warnen Sie Ihre Nachbarn. Ein Lithium-Ionen-Akkubrand lässt sich nur mit speziellen Feuerlöschern bekämpfen.
Checkliste für E-Bike-Besitzer
Überprüfen Sie Ihren Versicherungsschutz: Sind E-Bikes in der Hausratversicherung eingeschlossen? Besteht eine Privathaftpflichtversicherung? Bewahren Sie alle Kaufbelege und Wartungsprotokolle sorgfältig auf. Kontrollieren Sie regelmäßig das Alter Ihres Akkus und tauschen Sie ihn nach Herstellerempfehlung aus. Befolgen Sie strikt die Ladeanweisungen des Herstellers.
Mit der richtigen Vorsorge und sachgemäßer Handhabung lässt sich das Brandrisiko deutlich reduzieren. Ein ausreichender Versicherungsschutz ist dennoch unverzichtbar.