Sparbuch und Tagesgeld bringen kein Zinsen mehr, kosten sogar Negativzinsen; Aktien und Immobilien sind teuer geworden. Gibt es keine Alternativen? Doch, für Menschen mit Mut stelle ich hier 5 ungewöhnliche Geldanlagen vor.
Geldanlage im aktuellen Zinstief ist für viele Menschen zu einer echten Herausforderung geworden. Einerseits möchte man sein Geld anlegen ohne Risiko und ohne Abhängigkeit von schwankenden Zinsen auf dem Kapitalmarkt. Andererseits sollte die Geldanlage mindestens den Wertverlust durch die Inflationsrate ausgleichen. Ich präsentiere hier fünf kaum bekannte Geldanlagen, die aber nur mutigen Menschen zu empfehlen sind…
Messer: Sie schneiden auf den Millimeter genau. Doch das macht sie nicht so wertvoll, sondern das Material und das handwerkliche Geschick. So sind Klingen aus Damaszener-Stahl das Nonplusultra. Messerschmiede mit Zauberhänden brauchen 50 und mehr Stunden für eine einzige Klinge, die aus mehr als 300 übereinander gefalteten Stahlschichten besteht.
Etliche hundert Euro kosten gute Damaszener-Klingen, bisweilen auch mehr als 1.000 Euro. Bei gefragten Messermachern kommen sogar die Scheichs vorbei und zahlen den Gegenwert eines Autos. Dafür halten solche Messer ein Leben lang und haben auf Dauer ein hohes Wertsteigerungspotenzial.
Wein: Ein guter Tropfen kann viele Promille verursachen, aber es lassen sich auch ordentlich Prozente damit machen. Die 90er-Jahrgänge der Chateaux Lafite Rothschild, Mouton Rothschild, Latour, Margot und Haut Brion steigerten ihren Wert zum Beispiel um bis zu 500 Prozent. Als Weinguru gilt der Amerikaner Robert Parker. Er lebt im US-Bundesstaat Maryland und beeinflusst mit seinen Noten weltweit den Wert von Weinen. An seiner Zeitschrift „Wine Advocate“ führt kein Weg vorbei, denn Weine, die er mit mehr als 90 Punkten beurteilt hat, sind typische Hoffnungsträger.
Aber wie lässt sich ein Spitzenwein mit Potenzial entdecken? Der 2000er St. Emilion ist zum Beispiel etwas ganz Feines: 98 von 100 Punkten hat er von Parker bekommen. Nachzulesen sind die Beurteilungen im „vintage chart“ unter http://www.erobertparker.com.
Damit ein Wein zum Spitzenwein reift, muss er gute Ergebnisse bei den Rankings der Weinautoren und auf Weinauktionen vorweisen können. Auch das Image des Weingutes und die verkaufte Flaschen-Menge sind wichtig. Die zahlreichen Weinmessen in Deutschland und Frankreich sowie Weinzeitschriften sind ein guter Einstieg, um den Markt kennen zu lernen.
Der zweite Schritt nach dem Einkauf ist die fachgerechte Lagerung. Auch eine Wissenschaft für sich: Der Keller sollte gleichmäßig kühl, feucht und vibrationsfrei sein. Die Flaschen müssen in noch nicht geöffneten Holzkisten mit 12 Flaschen lagern, denn nur so können sie wieder verkauft werden. Einzelne Flaschen erzielen meist nur geringe Preise.
Soll der Kellerschatz verkauft werden, gilt es, wie beim Einkauf, die Auktionen und vintage charts genau zu beobachten, um den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Nachdem ein Wein seinen Spitzenwert erreicht hat, beginnt oft eine lange Zeit des Niedergangs.
Wem das alles zu aufwändig ist, der kann in Weinfonds investieren. So offeriert eine Tochter der Hypo-Vereinsbank etwa den „Blue Capital Vinum 2002, bei dem rote Bordeaux-Weine im Mittelpunkt stehen. Die Enoteca Fonds der Valveri Invest wiederum investieren ausschließlich in italienische Weine. Auch wenn sich die Anleger ihre Anteile bar auszahlen lassen können, funktionieren solche Fonds als Einkaufsgemeinschaften. So bleibt denn auch stets der Trost: Für sein Geld erhält der Anleger später mindestens ein paar Gläser Genuss.
Links zum Thema Wein als Anlage:
http://www.weinauktion.de/
http://www.bluecapital.de/ (Vinum Fonds)
http://www.valveri.com/ (Enoceta)
http://www.ascotwine.com/(AWM)
http://www.winebond.com/ (CMG)
Uhren: Als sehr wertbeständig gelten insbesondere die sportlichen Modelle von Rolex. Die Submariner, Sea-Dweller, Explorer sowie die Stoppuhr Daytona. Wichtigste Voraussetzung: gut erhalten und unbedingt aus Stahl. Aktuelle Neupreise: ab 5.000 Euro aufwärts. Liebhaberpreise erzielen besondere Uhren, die seit Jahrzehnten nicht mehr produziert werden. Etwa das Modell Submariner mit Rotschrift (ab 10.000 Euro) und die Taucheruhr Sea-Dweller mit doppelzeiliger Rotschrift (bis 30.000 Euro).
Als die Uhren in den 1970er Jahren auf den Markt kamen, kosteten beide nur ein paar tausend D-Mark. Mit Promi-Faktor wird es noch besser: Die Rolex Submariner, die Roger Moore als James Bond im Film „Leben und Sterben lassen“ trug, wurde kürzlich für rund 335.000 Euro versteigert.
Füller: Mails, WhatsApp und SMS – moderne Kommunikation funktioniert in Sekundenschnelle, ist aber blutleer und völlig gefühllos. Viele Menschen schreiben wie in alten Zeiten Briefe, auf Papier und mit der Hand. Oft mit einem durchaus klobigen Füller, der den Fingern schmeichelt. Solche Edelfedern sind schon heute teuer, werden immer teurer und können über die Jahre eine gute Geldanlage sein. Insbesondere wenn sie vom Marktführer Montblanc stammen, in begrenzter Auflage hergestellt werden und den Berühmtheiten vergangener Jahrhunderte wie Poeten, Politikern, Schauspielern und Blaublütlern gewidmet sind. Preise ab 600 Euro aufwärts. Wertsteigerungen sind dann zu erwarten, wenn die jeweilige Stückzahl vom Hersteller auf weltweit wenige tausend begrenzt ist.
Diamanten: „Grundstück in der Westentasche“ nennt der Volksmund gerne die teuren Steine, die sich leicht transportieren und “diskret weitervererben” (Werbung) lassen. Da ein Laie kaum in der Lage ist, die Qualität eines Diamanten zu beurteilen, sollte er sich unbedingt ein Zertifikat eines renommierten Institutes ausstellen lassen. Hierzu zählen unter anderem das Antwerpener Hoge Raad voor Diamant (HRD) oder das Gemmological Institute of America (GIA). Privatanleger sind trotzdem oft enttäuscht, wenn sie nach ein paar Jahren die Steine wieder verkaufen wollen – die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufspreisen beim Juwelier ist mitunter erheblich.
Oldtimer: Bei der Suche nach interessanten Sachwerten richtet sich der Blick häufig auch auf ausgefallenere Gegenstände: Oldtimer, Antiquitäten, Kunstwerke und Schmuck. Ein Investment benötigt in der Regel nicht nur erhebliches Vermögen, sondern auf jeden Fall ausgesprochene Expertise, um keinen Flop zu landen. Hinzu kommen hohe Absicherungskosten, etwa für Kunstwerke. Ein verlässliches Rendite-Versprechen bieten solche Werte nicht. Sie sind für Normalanleger – von Liebhaberei vielleicht abgesehen – m.E. irrelevant.
Kennen Sie andere ungewöhnliche Geldanlagen? Schreiben Sie es mir in den Kommentaren!
Riskante Angebote für Geldanlage:
Geschlossene Fonds: Damit werden Projekte in unterschiedlichsten Bereichen finanziert. Das Spektrum reicht von Immobilien über Wind- und Solarparks bis hin zu Schiffen und Infrastrukturvorhaben. Wer sich engagiert, beteiligt sich als Gesellschafter an einer Investmentgesellschaft – mit allen unternehmerischen Chancen und Risiken. Die Beteiligung ist längerfristig ausgerichtet, ein vorzeitiger Ausstieg nur schwer möglich. Die Rendite hängt vom jeweiligen Projekt ab. Geschlossene Fonds können attraktive Renditen bieten, aber auch verlustreich sein. Aktuell besonders problematisch sind zum Beispiel Schiffsfonds. Wer in geschlossene Fonds investiert, sollte daher Verluste verkraften können und sich vorher gut informieren.
Mittelstandsfinanzierung: Einige größere mittelständische Unternehmen – bevorzugt im Bereich erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe – nutzen inzwischen unmittelbar den Kapitalmarkt zur Finanzierung. Im Angebot sind vor allem klassische Anleihen oder mezzanine Finanzierungsformen wie nachrangige Anleihen oder Genussrechte. Das Risiko hängt stark vom jeweiligen Unternehmen, aber auch vom jeweiligen Finanzinstrument ab. Inhaber von nachrangigen Anleihen oder Genussrechten werden im Konkursfall erst nach den übrigen Gläubigeransprüchen bedient. Dass das Risiko hoch ist, zeigt nicht nur der Fall Prokon.
Wagniskapital: Besonders riskant, aber auch besonders erfolgversprechend ist ein Engagement in der Wagnisfinanzierung. Dabei geht es um die Beteiligung an innovativen Start-ups. Investoren winken im Erfolgsfall beträchtliche Gewinne, die Beteiligung ist aber auch mit hohen Verlustrisiken verbunden. In der Regel kommt ein Einstieg nur für wohlhabende Anleger, die über entsprechendes Kapital verfügen, in Betracht. Ein Ansatz, Wagnisfinanzierung auch für kleinere Anlagebeträge zu erschließen, ist das sogenannte Crowd Investing. Dabei wird über entsprechende Internet-Plattformen Kapital von vielen Kleinanlegern für innovative Projekte und Gründungsvorhaben gesammelt.
Private Kreditvergabe: Kredite von privat an privat – auch das macht das Internet inzwischen möglich. Bei der Kreditvergabe über entsprechende Online-Plattformen profitieren sowohl Kreditnehmer als auch Kreditgeber. Wer sein Geld verleiht, kann schon mit überschaubaren Beträgen starten und deutliche höhere Zinsen als bei anderen Kapitalanlagen erzielen. Kreditgeber müssen dabei allerdings wie eine Bank das Bonitätsrisiko tragen.