Angesichts der niedrigen Zinsen für einen Kredit von der Bank fragt man sich, ob ein Policendarlehen noch lohnt. Ein Policendarlehen ist ein Kredit der Lebensversicherung. Neue Zahlen zeigen, dass es sich durchaus lohnen kann – aber ein Vergleich ist wichtig, um ein günstiges Angebot zu finden.
Wer klamm ist und einen Kredit benötigt, erhält vom Finanzberater mitunter ein ungewöhnlich klingendes Angebot: Man könne mit einem so genannten Policendarlehen aus der Klemme helfen: Zumindest ein Teil des bislang aufgebauten Guthaben wird dabei als Kredit ausgezahlt – der Kreditzins liegt je nach Gesellschaft derzeit bei vier bis acht Prozent, so eine Studie des Finanzmagazins “Euro am Sonntag”. Die Rheinland Versicherung verlangt demnach nur 3,59 Prozent Zins, besonders teuer seien Barmenia (8,00 Prozent Zins), Iduna (8,11 Prozent Zins) und LVM (8,40 Prozent Zins), ergab der Konditionen-Vergleich von 42 Lebensversicherungen. Sehr günstig sei auch ein externer Policendarlehen-Geber gewesen (siehe unten).
Selbst 8 Prozent Kreditzins ist allemal günstiger als der Dispokredit auf dem Girokonto (meist 10 bis 12 Prozent Zins) oder gar ein überzogenes Girokonto (meist 12 bis 16 Prozent Zins). Aber im Vergleich mit einem normalen Ratenkredit wird es zweifelhaft, ob das Policendarlehen Sinn macht. Denn der Bank-Kredit ist vielfach für weniger als acht Prozent Zins zu bekommen. Da sollte man also vergleichen und folgendes berücksichtigen:
Schufa-Sorgen? Keine Bonitätsprüfung beim Policendarlehen
Da keine Bonitätsprüfung notwendig ist, erhält der Versicherungsnehmer in der Regel schnell Geld. Wie die Schufa aussieht, ist beim Policendarlehen unwichtig, denn der Lebensversicherer zahlt nur das Geld aus, was er bereits hat, es besteht also kein echtes Kredit-Risiko.
So funktioniert das Policendarlehen: Maximaler Kreditbetrag sind in der Regel 90 Prozent des “Rückkaufswertes”, also des Betrages, der bei einer Kündigung ausgezahlt würde. Der Vertrag läuft ansonsten wie bisher weiter – den Risikoschutz behält der Kunde. Allerdings muss er dann neben den Zinsen für das Policendarlehen ebenso die Prämien zu zahlen. Tilgen kann der Kunde grundsätzlich jederzeit. Wird nichts zurückgezahlt, verrechnet der Lebensversicherer den Kredit bei Ablauf der Police mit der fälligen Auszahlung.
Beleihung nach 12 Jahren steuerlich unschädlich
Während bei Kündigung der Police innerhalb der ersten zwölf Jahre Kapitalertragssteuer anfällt, ist das Policendarlehen grundsätzlich ohne Belang für das Finanzamt, ist also steuerlich unschädlich.
Die Nachteile bei Policendarlehen
Die Nachteile sollte aber ebenso kennen:
- Wegen der hohen Abschlusskosten zu Vertragsbeginn dauert es in der Regel einige Jahre, bis überhaupt ein nennenswertes Guthaben vorhanden ist, das beliehen werden kann.
- Wird das Policendarlehen nicht getilgt, schleppt der Kunde möglicherweise über 10, 20 Jahre einen Kredit mit, ohne sich dessen bewusst zu sein – der gesamte Zinsaufwand ist dann enorm.
Mein Fazit: Für einen kurzfristigen Liquiditätsengpass ist das Policendarlehen somit durchaus geeignet, langfristige Geldprobleme lassen sich damit aber nicht lösen. Ein Vergleich ist wichtig, manche Lebensversicherer sind viel teurer als ein Bank-Kredit.
Mein Finanztip in diesem Fall: Es gibt “externe” Gesellschaften, die die Lebensversicherung sozusagen übernehmen und darauf ein Policendarlehen gewähren. LifeFinance z.B. bietet eine Beleihung bereits ab 1.000 Euro Rückkaufswert, Festzinskonditionen bis zu 10 Jahren Laufzeit (laut Werbung ab 3,74 Prozent) sowie ein Recht auf Sondertilgungen ohne Vorfälligkeitsentschädigung. Sie können sich hier genauer über LifeFinance informieren.