So eine grandiose PR-Panne habe ich schon lange nicht mehr gesehen: Die Postbank macht auf ihren Internetseiten Reklame für einen der ärgsten Konkurrenten, die ING-Diba. Oder bahnt sich da etwa ein Mega-Bankenmerger an, der die Börsen noch bewegen wird? Aber schauen wir selbst: Um ihre Leser über die “fünf teuersten Irrtümer” bei der Fondsanlage aufzuklären, bemüht sie doch tatsächlich die “Bankexperten” des “Finanzinstitutes ING-Diba”. Was für eine Auszeichnung der Konkurrenz!
Normalerweise sind sich die beiden Institute nämlich eher spinnefeind. So nannten sich beide eine Zeitlang jeweils die “beste Bank”. Zwei Wirtschaftszeitschriften hatten die Titel mal so mal so vergeben – problematisch wurde es dann erst, als die beiden Blätter fusionierten und es nur noch eine Beste geben konnte. Finblog-Leser wissen das natürlich alles. Wenn jetzt die Postbank die Bankexperten der ING-Diba zu Rate zieht – ist das der Vorbote einer neuen Elefantenhochzeit im Bankgewerbe? Die Postbank wurde schließlich erst im vergangenen Jahr mit der Deutschen Bank in Verbindung gebracht….
Ich glaube: Nein! Eher hat sich wohl die schon von Pishing gebeutelte Postbank eine Art Texttrojaner eingehandelt, und zwar über das “Manager-Magazin“. Es lief vemutlich so:
- Die ING-Diba verfasste wie gehabt einen Reklametext und schickte ihn an Presseagenturen.
- Eine Presseagentur (mir ist unklar welche) übernahm den Reklametext wortwörtlich und machte daraus einen Agentur-Artikel.
- Das Manager-Magazin wiederum übernahm den Agentur-Artikel wortwörtlich und machte daraus einen Magazin-Artikel.
- Die Postbank schmückt sich gerne mit dem Manager-Magazin und übernahm wortwörtlich den Magazin-Artikel – und so landete die Reklame der ING-Diba wortwörtlich im Angebot der Postbank. Man kann das auch als moderne Form der stillen Post sehen.
Das Beste an dieser Wortwertschöpfungskette: Die Postbank hat vermutlich auch noch viel Geld dafür gezahlt, dass sie Reklame für die Konkurrenz machen darf.
Nachtrag 4.8.
Der Artikel mit den Super-Tipps der ING-Diba-Experten ist jetzt von der Seite der Postbank verschwunden, es gibt nur noch eine Fehlermeldung vom Server des Manager-Magazins, kurz MM. Ein Kollege vom MM rief mich heute außerdem an und bestätigte letztlich, was ich vermutet hatte: Die Postbank bezieht wie einige andere Unternehmen Content vom MM und kriegt die Artikel direkt auf die Seite geliefert, ohne sie selber redaktionell zu bearbeiten.
Die Postbank "schm