Heute hörte ich wieder jemanden von einer Versicherung, der sich bitterlich über Versicherungsbetrüger beschwerte. Gerade nach Modellwechseln von Smartphones würden sich bei der Haftpflichtversicherung die fragwürdigen Schadensmeldungen häufen, etwa wenn ein neues Iphone rauskommt. Finblog-Leser wissen, dass ich das Thema Versicherungsbetrug für übergeigt halte. Noch weniger kann ich mir vorstellen, dass neue Smartphone-Modelle die Schummelei ansteigen lassen. Oder sagen wir es so: Wenn es so wäre, haben die Leute einfach keine Ahnung vom Schadenersatzrecht. Denn der Versicherungsbetrug nutzt ihnen gar nichts.
Zeitwert des IPhone4 entspricht den Marktwert
Angenommen, jemand hat ein Iphone 4. Im Herbst kommt das neue 5er-Iphone, das derjenige unbedingt haben möchte. Einen Freund bittet er deshalb, sein altes Iphone 4 versehentlich ins Aquarium fallen zu lassen, um das dann bei der Haftpflichtversicherung des Freundes geltend zu machen. Angenommen, die Haftpflichtversicherung glaubt die Geschichte mit dem Aquarium. Was bekommt der betrügerische Geschädigte dann? Ein neues Iphone 5? Natürlich nicht. Geleistet wird der Zeitwert des nun unbrauchbaren Iphone 4. Das ist der Betrag, den das Iphone 4 auf dem Markt noch wert war, bevor der Schaden eintrat. Wie kommen Schadensachbearbeiter auf den Betrag? Indem sie z.B. bei Ebay nachschauen, für wie viel ein etwa gleich altes Iphone 4 gehandelt wird. Darüber hinaus gibt es Zeitwert-Rechner, auch kostenlos im Internet.
Iphone besser bei Ebay verkaufen
Der betrügerische Smartphone-Besitzer bekommt von der Haftpflichtversicherung niemals mehr, als er ohnehin beim Verkauf seines gebrauchten Iphone bekommen würde. Da Schadensachbearbeiter meist sehr sparsame Menschen sind und Zeitwerte eher nach unten abrunden, bringt der getürkte Schaden vermutlich sogar weniger als ein Verkauf bei Ebay oder im Kleinanzeigenmarkt der örtlichen Tageszeitung.
Nachtrag September 20012: Der Versichererverband GDV berichtet von einer aktuellen Auswertung der Branche von rund 2.000 eingereichten Schäden an Tabletts und Smartphones wie Iphone, Samsung oder HTC. Demnach seien etwa 50 Prozent der Fälle nicht plausibel gewesen. Etwa 14 Prozent der Kunden verfolgten ihre Forderung nicht weiter, nachdem der Versicherer eine Überprüfung des Schadens durch einen Sachverständigen angekündigt. Für mich zeigt das allerdings nicht, dass nun 14 Prozent betrügerisch gehandelt haben. Von Versicherungen lassen sich nach meiner Erfahrung sehr viel Menschen sehr schnell einschüchtern.