Weit über 1.000 Exchange Traded Funds (ETFs) sind inzwischen in Deutschland handelbar; als Geldanlage werden ETFs immer beliebter. Aber was sind ETF eigentlich? Ich erkläre hier mal die drei Buchstaben.
Geringe Gebühren, einfach und verständlich: Das sind die Stichwörter, die ETF in den vergangenen Jahren populär gemacht haben. Solche an der Börse gehandelten Fonds bilden vor allem Aktien- oder Rentenindizes nach – der Anleger geht bei weniger Kosten immer mit dem jeweiligen Börsenbarometer. Steht der Dax z.B. bei 15.500 Punkten, kostet ein ETF-Anteil zum Beispiel 155 Euro. Steigt der Index auf 16.00 Punkte, ergibt sich für den Anteil ein Wert von 160 Euro.
ETF sind als Einmalanlage möglich; per einigen Hundert ETF ist mittlerweile auch ein Sparplan möglich. Die niedrigste Sparrate beträgt nur ein Euro, wie es bei Finanzfluss heisst.
Der klassische Investmentfonds kostet, sofern man nicht Kunde eines Fondsdiscounters ist, selbst dann Geld, wenn kein Euro verdient wurde. Beim Anteilskauf fallen bei Rentenfonds meist drei, bei Aktienfonds fünf Prozent der Einzahlung als “Ausgabeaufschlag” an. Das ist die Abschlussprovision für den Vermittler.
Dazu kommen die Verwaltungs- und weitere Kosten. Insgesamt beträgt die Summe der laufenden Kosten, auch TER genannt („Total Expense Ratio“), oft ein bis zwei Prozent des verwalteten Vermögens. Die hohen Verwaltungskosten der klassischen Investmentfonds werden vor allem mit dem aktiven Management begründet, also dem Kauf und Verkauf von Wertpapieren. Außerdem werden aus den Verwaltungskosten laufende Bestandsprovisionen für die Vermittler gezahlt.
Verwaltungskosten der ETF geringer
Anders die ETF: Da ein ETF-Indexfonds nur Indizes wie den DAX oder den Dow Jones nachgebildet und keine Beratung dazu angeboten wird, sind die Kosten generell deutlich geringer. Allerdings sollten Anleger dennoch genau hinschauen
- Ankauf- und Verkaufskosten: Beim Kauf über die Börse sind wie bei Aktien Gebühren zu zahlen. Die Depotbank berechnet meist einen festen Betrag plus ein Prozentsatz vom Volumen (z.B. 4,90€ + 0,25% pro Order), gedeckelt auf Betrag X. Hinzu kommt ein vom Börsenplatz abhängiges Entgelt sowie ein Abwicklungsentgelt. Diese Kosten fallen auch beim Verkauf an.
- Verwaltungskosten: Die meisten ETF sind mit 0,2 bis 0,5 Prozent Verwaltungskosten (TER) ausgesprochen günstig – es gibt auch Ausreißer nach oben. Das betrifft vor allem Nischenthemen, wie etwa ETF nur für bestimmte Regionen, Rohstoffe, Edelmetalle oder Kryptowährungen. Bei solchen Spezial-ETF kann die TER sogar bei über 2 % liegen.
Die Arten von ETF
- Physischer ETF: Ein solcher ETF kauf tatsächlich die Wertpapiere eines Index, zum Beispiel die Aktien des DAX entsprechend der Gewichtung im DAX. Das nennt sich volle Replikation und wird nicht oft angeboten, da insbesondere bei sehr großen Indizes sehr viele verschiedene Aktien gekauft werden müssten. Häufiger ist die optimierte Nachbildung (optimized sampling): Der ETF kauft nur einen Ausschnitt des Index und ergänzt das Portfolio um einige Derivate.
- Synthetischer ETF: Der ETF kauft Wertpapiere, die mit dem Index nichts zu tun haben, und schließt einen Vertrag (Swap Vereinbarung) mit einer Bank ab. Die Bank verpflichtet sich damit, die Unterschiede zwischen derIndexentwicklung und des vom Fonds gehaltenen Wertpapierkorbes auszugleichen. Bei solchen künstlichen ETF besteht das Risiko, dass die Bank ihrer Verpflichtung nicht nachkommt; laut Meinung diverser Fachleute ist dieses “Kontrahentenrisiko” jedoch durch gesetzliche Vorgaben sehr begrent.
Die Verbraucherzentalen schreiben dazu:
Die Auswirkungen des Kontrahentenrisikos sind allerdings durch die europäischen Vorschriften zur Regulierung von Investmentfonds (OGAW) begrenzt: Der Wert der Swaps darf höchstens zehn Prozent des Fondsvermögens betragen. ETF-Anbieter betonen zudem immer wieder, dass der tatsächliche Swap-Wert normalerweise deutlich unter dieser Zehn-Prozent-Grenze liegt.
Zusätzlich treffen die verschiedenen ETF-Anbieter Vorkehrungen, um das Kontrahentenrisiko zu mindern. So werden die Swap-Partner zum Teil dazu verpflichtet, Sicherheiten für ihre Verpflichtungen zu hinterlegen, die über den tatsächlichen Wert des Swaps hinausgehen.
Insolvenzschutz von ETF
Generell gilt: ETFs sind wie Investmentfonds Sondervermögen. Die zum Investmentvermögen gehörenden Guthaben werden auf Sperrkonten geführt, sind im Fall einer Pleite also geschützt – aber natürlich nicht vor Verlusten, die durch den Handel mit den Wertpapieren entstehen.
Für wen sind ETF geeignet? Nach meiner Meinung sind ETF für jene Anleger geeignet, die sich bei der Geldanlage nach einem bekannten Index richten wollen und keine Beratung brauchen.